Buenas tardes! Die ganze Zeit haben wir nur davon gesprochen... ALLEN denen wir begegnet sind, haben wir erzählt wie wir dann mit den Velos reisen werden - mit Gepäck, Zelt, Mättelis und Kocher - und alle haben gemeint, wir seien ja echte Locos!
Letzte Woche am Donnerstag, 15. September 2011 startete nun unsere "verdadero viaje en bicicleta"! Wir sind effektiv von Lima losgefahren mit den Bicicletas und sämtlichen Velotaschen, Zelt und Mättelis. Bevor wir jedoch so richtig losfahren konnten - mussten wir einige Stunden an Montage, Bastel- & Zusammenflickarbeit und Improvisation investieren bis die Räder fahrtüchtig waren. Die Bikes waren in erstaunlich gutem Zustand nach den ganzen Flugtransporten & Plastikverpackaktionen. Um 10h suchten wir vergebens eine Pneupump-Möglichkeit in Miraflores, Lima - alle Veloläden waren noch geschlossen. Es war eine ziemliche Übung das ganze Gepäck transportsicher auf dem Velo festzubinden. Um 11.30 sind wir dann endlich losgedüst. Quer durch das Quartier Miraflores auf mehroderweniger direktem Weg auf die Panamericana Sur. Kaum waren wir so richtig im Schuss, wäre fast eine meiner Ortliebtaschen weggeflogen - die Schraube war nicht richtig gut angezogen. Während wir mit der Montage der Schraube beschäftigt waren, machte mein Velo einen hübschen Salto in den 1. Graben - zum Glück ohne mich! Wir müssen uns zuerst daran gewöhnen, dass das Velo nicht mehr steht, wenn es ungleich beladen ist ;) Anschliessend sind wir aufgrund zu euphorischen Strampelns in einer Nebenstrasse gelandet die den Hügel hoch direkt in die "Pueblos Jovenes" geführt hätte - genau da wo man als reicher Touri nicht unbedingt hin will. Anschliessend nach einer geglückten Kehrtwende auf der 3undmanchmalauchmehrspurigen Nebenstrasse landeten wir auf der Panamericana!! Wir wollten schon überglücklich aufatmen als wir feststellten, dass wir in Richtung Norden unterwegs waren ;) ohlala... gar nicht so einfach, sich in einer soo grossen fremden Stadt (8 Mio. Einwohner und mindestens ebensoviele Autos) zu orientieren. Wir mussten zum Glück nur ca. 300Meter zurück (nicht auf - sondern neben der Panamericana) und konnten dort unsere Bicis über eine Brücke auf die andere Seite stossen. ENDLICH. GESCHAFFT. Wir sind auf der richtigen Strasse und können in die richtige Richtung losfahren. Schon ein etwas komisches Gefühl als Radfahrer auf dem Seitenstreifen einer mehrspurigen Autobahn zu fahren - neben uns fahren x-tonnenschwere Laster, Trucks, Busse, Autos, LKW's, Töffs, etc. ABER keine anderen Velos. In der Schweiz wäre sowas definitiv nicht erlaubt.
Der Seitenstreifen der Panamericana ist erstaunlich gut "ausgebaut" - wie eine 4. Spur - ein paar Steinchen und sehr wenig Schlaglöcher vereinfachen uns das Vorwärtskommen enorm. Wir kommen in 4-5 Std. 66,5Km weit. In Chilca suchen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit - das erste Hostal ist bereits ausgebucht - das zweite hat noch 3 Zimmer frei. Es hat in der Nähe von Chilca eine grosse Fabrik - sämtliche Bauarbeiter sind in den zwei Hostales des Ortes untergebracht. Wir sind froh, den 1. Tag gut überstanden zu haben. Nach einer kalten (!) Dusche liessen wir uns das Nachtessen so richtig schmecken ;) Am zeiten Tag fuhren wir ohne Frühstück los und stoppten unterwegs in Mala um etwas zu essen. Das Pan con Chicharron (sehr zähes Schweinefleisch) schmeckt uns überhaupt nicht - zum Glück gibts auch normales Frühstück. Heute übernachten wir in der Chicharroneria Roger in San Luis de Cañete ;) - essen jedoch Spagettis mit Pollo - kein Chicharron. Am dritten Tag fahren wir bis nach Chincha Alta - dort mussten/wollten wir übernachten, da mich die Knie zu stark schmerzten um weiterfahren zu können. Roman meint, mein Sattel sei etwas zu hoch eingestellt gewesen. Gestern sind wir von Chincha Alta noch 30Km bis nach Pisco geradelt - hier genehmigen wir uns einen ersten Ruhetag. Meine Knie und unsere Füdlis sind äusserst froh drum. Die Brooks-Sättel sind immer noch hart & zäh wie Holztüren.
Wir waren nun die ganze Zeit in der "Küsten-Wüste" Perus unterwegs - fast immer mit Hochnebel. Alles wirkt etwas trostlos und eintönig. Unterwegs lagen immer wieder tote Hunde auf der Strasse - plattgewalzt wie Teppiche. Ausserdem sind wir etwas erschrocken über die hiesige Abfallentsorgung. Grosse Lastwagen fahren mit Abfall beladen in die Wüste - irgendwo im Niemandsland, zwischen zwei grossen Dünen wird der Abfall in den Sand rausgekippt und teilweise angezündet. Auch am Strassenrand hat es sehr viel Plastiksäcke, -flaschen, Karton, Autopneus, etc. Vorgestern sahen wir am Strand vor Chincha Alta grosse Hühnerställe mit ca. 6000 Hühner pro Einheit - alle schön in Reih und Glied - Bewegungsspielraum = 0. Sie sind einfach hier um Eier zu produzieren und später landen sie als Pollo auf dem Teller.
Es ist einfach alles sehr anders hier. Es ist schwer vorstellbar wie das weitergehen kann - irgendwann haben wir Menschen die ganze Welt zugemüllt! Mit all den Plastiksäcken, Plastikverpackungen, -spielzeug, etc. Sehr lehrreich - für naive Schweizerhirne ;) !
Ja - sprichwörtlich - hier "kommt man auf die Welt"!
Morgen fahren wir weiter nach ICA, von dort gehts in 2 Etappen nach NASCA. In Nasca werden wir einen 2. Ruhetag einschalten und unsere Vorratstaschen füllen - von da an wirds hart und einsam. Wir werden von Nasca nach Abancay fahren - über 3 Pässe à 4'300 m.ü.M. - da müssen wir Essen & Wasser für mehrere Tage mitführen.
PS: wir haben bisher mehrere Kilo Kleider, Bücher, Schuhe "abgeworfen" - verschenkt oder nach Hause geschickt. Mal sehen ob's schon genügend war - oder ob wir uns noch von mehr Kleidern trennen müssen - jedes Gramm weniger ist besser für die hohen Andenpässe!
Bueno, hasta luego!
Saludos y abrazo
eli